BMW R18 ROCTANE
BMW R18 ROCTANE
Unser Fahrbericht
Wunderbares September Wetter, strahlender Sonnenschein und zum Wochenende hin, habe ich die neue R18 Roctane zur Probefahrt gestellt bekommen. Die ersten Eindrücke konnte ich bereits an einer gemeinsamen Ausfahrt mit den Kollegen sammeln, und ich muss sagen, dass mir die „Rocky“ außerordentlich gut gefällt.
Alle Bauteile sind sehr wertig verarbeitet und machen teils den Eindruck, dass sie für die nächsten 100 Jahre gebaut wurden. Bei diesem R18 Modell sind die Teile, die normalerweise bei der R18 Silber verchromt sind in schwarz gehalten, teils schwarz beschichtet bzw. auch schwarz verchromt wie z.B. die Auspuffanlage. Diese gelungene optische Maßnahme macht die R18 Roctane zum „bösen Bagger“ und gefällt mir persönlich sehr gut. Auch das vorne verbaute 21 Zoll Alugussrad passt hervorragend zum Bagger Style sowie die hinten fest verbauten Koffer mit integrierten Leuchten, einfach ein Augenschmaus. Ebenso könnte ich mir stundenlangen den wunderschönen Scheinwerfer mit integriertem Instrument anschauen, einfach nur wunderbar gemacht und optisch ebenfalls ein Sahnestückchen. Ein Kollege meinte das er das Instrument schlecht ablesen könnte und ihm das nicht so zusagt, ich konnte das Instrument jedoch perfekt ablesen und auch die Entfernung hat bei meiner Gleitsicht-Brille perfekt gepasst.
Kommen wir zu Thema Lenker, der bei diesem Modell als „Mini Ape“ ausgelegt ist. Einige sagen das er zu hoch sei, andere wiederum das er beim Rangieren Probleme macht oder in engen Kurven. Nun ich bin über 400 km mit der Rocky gefahren und ja, er ist gewöhnungsbedürftig, wenn man so etwas vorher nie gefahren ist. Dennoch finde ich persönlich die Sitzposition mit den Mini-Ape als sehr angenehm, hatte keine sonderlichen schmerzen in Armen oder Schulter, außer die üblichen die ein alter Kerl mir über 50 so hat 😉. In Spitzkehren oder engen Kurven musste ich mich mit meinen 1,74 zwar schon mal strecken, doch nie, dass es unangenehm wurde oder ich Probleme bekommen könnte. Zur Not könnte man den Lenker noch ein wenig zum Fahrer hin verstellen, doch dann wären ggf. noch andere Spiegel notwendig, da sich die Originalen Spiegel nicht sehr weit verstellen lassen.
Machen wir gleich weiter mit der Sitzposition und kommen wir zu den Trittbrettern und der Schaltung. In einigen Foren habe ich gelesen, dass es Fahrer gibt, die den vorderen Schalthebel nach oben verstellen, so dass sie mit dem Stiefel unter den Hebel kommen. Ich rate euch gleich, lasst das sein. Wenn ihr den Schalthebel nach oben stellt, könnt ihr zwar schalten wie gewohnt, aber zum Herunterschalten müsst ihr den Fuß vom Trittbrett nehmen (außer bei Schuhgröße +45) und das ist auf Dauer sehr unangenehm und anstrengend. Stellt den vorderen Schalthebel so weit wie möglich nach unten, so dass man beim Herunterschalten nur den Fuß nach vorne schieben muss, kurz anheben und nach runter drückt. Zum Hochschalten die Schaltwippe hinten nutzen, den Fuß auf den Ballen stellen etwas nach rechts und dann mit der Ferse herunterschalten. Ggf. die hintere Schaltwippe ein wenig nach unten stellen je nach Schuhgröße. Ich habe ca. 20 km gebraucht, um mich daran zu gewöhnen so zu schalten, danach ging das absolut fluffig und problemlos. Der Vorteil davon ist auch… man hat keine schwarzen abdrücken vom Schalthebel auf den Schuhen 😉
Zum Fahrersitz erlaube ich mir persönlich keine fundierte Meinung, da mein Hintern wohl mit solchen Sitzpositionen eh Probleme hat (hatte ich schon bei meiner Harley). Bei Sitzproblemen und Steißbein schmerzen empfehle ich einen Sattler, der euch ggf. einen Sitz auf euren Hintern und Gewicht anpasst, und ggf. einen Steißbein-Kerbe einarbeitet. Trotz problematischem „Hinterteil“ war die Sitzposition angenehm und wie ich bereits geschrieben habe, konnte ich über 400 km abspulen.
Zum Fahrwerk gibt es absolut nichts Negatives zu berichten. Die Federelemente arbeiten hervorragend, schlucken sämtliche Bodenwelle und Kanaldeckel und das Fahrwerk vermittelt einen sehr guten Kontakt zur Fahrbahn. Ja klar merkt man den langen Radstand in Spitzkehren und das Motorrad fährt sich konstruktionsbedingt nicht wie ein Sportler, dennoch ist zugiges landstraßenbügeln kein Problem und nach super Laune.
Zur guten Laune gehört auch ein ordentliches Klangbild und das kann die R18 Roctane definitiv. Aus den beiden Schalldämpfern blubbert ein wunderschöner Boxer Sound und wenn man vom Gas geht, knallt es auch mal ganz nett, aber nie, dass es belästigend oder nervig wird. Durch den Mode Schalter am Lenker kann man die Empfindlichkeit der Gasannahme steuern, von „Rain“ über „Roll“ bis zum „Rock“ Modus. Im „Rock“ Modus kommt beim Beschleunigen auf der Landstraße ordentlich Musik aus den Schalldämpfern und das Blubbern wird um einiges verstärkt. Aber auch im „Roll“ Modus gibt es einen großartigen Sound und das Motorrad fährt sich wunderbar. Von den Fahrmodi her hat mit der „Roll“ Modus am besten gefallen da die Gasannahme etwas weicher ist und sich das Motorrad „geschmeidiger“ fährt. Im Gesamten haben die Sound Ingenieure, trotz Euro5, großartige Arbeit geleistet. Der Sound ist wunderbar, nie zu laut und macht sehr viel Spaß.
Kommen wir zum diesem unwahrscheinlich fetten und einzigartigen Boxer Motor. Also das Teil ist mächtig, sehr mächtig, und wenn man sitzend von oben auf diese fetten Zylinder schaut, bekommt man schon ziemlichen Respekt. Beim Hubraum von 1802cc und Drehmoment von 157 Nm bei 3000U/min geht es natürlich auch ordentlich vorwärts. Beim Beschleunigen im dritten Gang aus der Ortschaft heraus, kommt man sehr schnell in den „nicht ganz legalen“ Bereich und es zieht einen ordentlich die Arme lang. Dieser mächtige Motor vermittelt immer das Gefühl den anderen „überlegen“ zu sein und mit seinen Dimensionen und dem Drehmoment ist er es auch in den meisten Fällen. Durch die Konstruktion und den resultierenden Hubraum ergibt sich eine ganz ordentliche Schwungmasse, die beim Anlassen das ganze Fahrzeug mal kurz nach links drückt. Ebenso drückt die Schwungmasse des Motors, dass Fahrzeug beim Herunterschalten kurz nach links, was mir persönlich aber gefallen hat und auch den Charm dieses Motor-Konzepts ausmacht. Auf jeden Fall sollte man sich der Schwungmasse immer bewusst sein und sich darauf einstellen.
Ich hoffe, dass ich euch ein wenig den Spaß vermitteln konnte, den ich mit der R18 Roctane hatte. Würde ich mir eine „Rocky“ zulegen wollen… definitiv „Ja“, weil absolut megasupercool, großartiger Motor und absoluter „Eisdielen Faktor“.
Macht euch am besten selbst ein Bild und meldet euch zur Probefahrt an.
An dieser Stelle nochmal ein Dankeschön an meinen Kollegen und Leiter Motorrad Zentrum Dreieich, Justin Speer, für die Möglichkeit das Fahrzeug ausgiebig zu testen.
Viele Grüße und allzeit gute Fahrt
Euer Zoran