Berlin rockt im Boxer-Beat.
Die postindustrielle Kulisse des alten Postbahnhofs wurde für ein Wochenende zum Zentrum Berlins. 8.000 Custom- und Vintage-Liebhaber kamen beim Pure&Crafted Festival zusammen – ausverkauft. Zum eingängigen Sound von Mando Diao oder Noel Gallagher’s High Flying Birds feierte die Berliner Szene „pur und handgemacht“ in Reinkultur. Fortsetzung folgt.
Der markante Herzschlag der Boxer-Motoren vermischt sich mit dem wummernden Bass und der unverkennbaren Stimme der Britpop-Legende Noel Gallagher.
Gelebte Motorradkulturen
Jedes Zweirad ein Unikat.
Jedes Zweirad ein Unikat.
Es darf ohne Hemmungen als Kunst betitelt werden, was die Customizer beim Pure&Crafted Festival präsentierten. Die Größen der Szene wie Krautmotors, Nagel Motors, Urban Motor oder Berham Customs sind über sich selbst hinausgewachsen, um pünktlich zum Festival mit ihren neuesten Glanzstücken aufzulaufen. Wenn diese Typen ein neues Bike erwerben, stehen sie erst am Anfang des Weges zum Traumbike. Zunächst wird daran alles entfernt, was nicht lebensnotwendig ist, um dann das Krad neu zu erfinden. Raus kommen Zweiräder, die echte Unikate sind. Grob behauene Gebrauchsobjekte. Oder hochglanzpolierte Meisterwerke, die nur in beste Kennerhände abzugeben sind.
Verschrammte Hände und ölige Klamotten.
Verschrammte Hände und ölige Klamotten.
Für den unbedarften Zuschauer nur ein unlösbares Puzzle mit 400 Teilen, für den versierten Fachmann ein Gesamtkunstwerk in spe: In der Schrauber-Werkstatt lagen zu Beginn des Festivals sämtliche Innereien der R 60/6 auf der Werkbank ausgebreitet. Dann bauten die Profis von BMW Motorrad das legendäre Moped Stück für Stück zusammen. Ambitionierte Schrauber schauten den Experten beim Puzzeln über die Schulter und löcherten sie mit Fragen. Das war übrigens nicht die letzte Möglichkeit dafür. Die Schrauber-Werkstatt war in ihrem Grundaufbau der Prototyp für die zukünftigen Werkstätten der BMW Motorrad Händler.
Stil-Ikonen im Rampenlicht.
Stil-Ikonen im Rampenlicht.
Eine Auswahl eindrucksvoller Bikes rund um den BMW Motorrad Truck zog die Blicke auf sich. Vertreten war das aktuellste Projekt Concept Lac Rose, eine moderne Interpretation eines Rallye-Bikes der Achtziger, sowie das Original, auf dem der Belgier Gaston Rahier 1985 die Paris-Dakar gewann. Liebhaberstücke mit illustren Namen leisteten ihnen Gesellschaft. Beispielsweise „Der Kardinal“, ein Bike mit historischem Kern, das den Spirit der Marke BMW Motorrad perfekt verkörpert. Oder der Scrambler „Beach Bitch“, dessen Konzept im Sand geboren wurde – und mit grober Stollenbereifung und klarem Fokus auf Performance für den Strandurlaub der anderen Art herhält. Während sich die einen Motorräder in perfektem Zustand präsentierten, sah man den anderen jeden gefahrenen Kilometer und jede erlebte Tour deutlich an. Dass Handwerkskunst in Reinkultur auch richtig performen kann, stellen die Bikes in wenigen Wochen bei den Glemseck 101 Sprintrennen unter Beweis.
Formationsflug mit der R 25.
Formationsflug mit der R 25.
Stockender Atem, ungläubige Gesichter, Nervenkitzel pur: Das Motodrom, die älteste noch reisende Steilwand der Welt, war der Publikumsmagnet beim Pure&Crafted Festival. Die Schausteller um Donald Ganslmeier sind kernige Typen vom alten Schlag, die das Präzisionsfahren in der Vertikalen perfektioniert haben. Das absolute Highlight der Show im gekonnten Spiel mit den Naturgesetzen lieferten die Steilwandfahrer, als sie mit drei historischen BMW R 25 nebeneinander im Formationsflug über die senkrechte Bretterwand jagten. Wer aus dem Motodrom rauskam, stand vor dem Doppeldeckerbus des Londoner Ace Cafe. Jene Kneipe, wo in den 50er Jahren die urbane Cafe-Racer-Bewegung mit dem berüchtigten rebellischen Lebensstil ihren Anfang nahm und sich durch Hollywoodfilme mit Helden wie Marlon Brando zum weltweiten Trend entwickelte.
Purer Sound
Von Mando Diao bis Noel Gallagher.
Von Mando Diao bis Noel Gallagher.
Der Kern des Pure&Crafted Festivals war ganz klar die Musik. Auf der Main Stage rockten die Headliner Mando Diao und Britpop-Legende Noel Gallagher mit seinen High Flying Birds. Mit weiteren hochklassigen Acts von Tricky, der sein Projekt „Skilled Mechanics“ mitbrachte, Band of Skulls oder Frank Carter & The Rattlesnakes machte sich das Festival erneut einen Namen als Rock-Highlight des Berliner Sommers. Die Rhythmen der Rocker mischten sich mit dem kernigen Sound der alten Boxer-Motoren zu einem Crossover der besonderen Art: Musik und Motorrad verschmolzen zu einer Einheit. Besser geht’s nicht.
Handgemachte Musik am Motodrom.
Handgemachte Musik am Motodrom.
Ehrliche, ungeschliffene Musik, bei der das digitale Tonstudio noch nicht zugeschlagen hat, erlebten die Festival-Besucher auf der zur Bühne umfunktionierten Parade des Motodroms. Die emotionsgeladenen, gefühlvollen Gigs der lokalen Künstler bildeten im Wechsel einen gelungenen Kontrast zum Röhren der Motoren im Inneren des Motodroms. Stars von morgen wie Lion O. King, Laura Guidi, Jana Berwig, Meinherz, Skinny Eric & The Belly Bottom Blues Band und Sleepwalker’s Station begeisterten das Publikum mit hauptsächlich deutschsprachiger, echt handgemachter Musik.
40 und kein bisschen leise.
40 und kein bisschen leise.
Seit vier Dekaden rockt der Punk die Bühnen der Welt – und steht nach wie vor voll im Saft. Nicht nur pogen, sondern aus vollen Lungen die eigenen Gesangskünste rausposaunen konnten die Rockaholics beim Punkrockkaraoke. Sie ließen mit ihrer Performance so manchen Titan-Endtopf blass aussehen. Eine Live-Band unterstützte die ambitionierten Sänger und improvisierte die Stücke so flexibel, dass selbst Missklänge stimmig aufgefangen wurden. Weil’s sowohl bei den Aktiven als auch bei den Zuhörern so gut ankam, gab’s Zugabe um Zugabe und der Spaß ging bis weit nach Mitternacht.
Echtes Handwerk
Lieblingsstücke und Biker-Gadgets.
Lieblingsstücke und Biker-Gadgets.
Die volle Ladung New Heritage: Das Innere des Postbahnhofs wurde beim Pure&Crafted Festival kurzerhand zum General Store. Blaumann Jeans verpasste den Besuchern mit einem T-Shirt-Siebdruck einen neuen Style in 60 Sekunden. Ausgefallene Lederboots, schicke Gürtel, filigraner Schmuck – hier wurden Lieblingsstücke und Biker-Gadgets vom Feinsten angeboten. Urige Elemente, aus denen jeder seinen ganz eigenen Stilmix zusammenstellen konnte. Denn bei aller Liebe zur Vergangenheit brauchen diese Typen keine Vorbilder. Sie leben einfach ihren Individualismus aus, der sie irgendwann vielleicht selbst zu Trendsettern machen wird.
Bavarian Engineered Beer.
Bavarian Engineered Beer.
Wer auf Bier steht, das nach mehr schmeckt, kommt derzeit nicht am Craft Beer vorbei. In den Sudkesseln vieler Brauer gärt längst nicht mehr nur Altbekanntes vor sich hin. Denn nach Reinheitsgebot zu brauen, heißt ganz bestimmt nicht, Einheitsbier zu produzieren – Experimentieren gilt jetzt vielerorts als Grundsatz. Das schmeckt dann fruchtig, überraschend, irgendwie nach Freiheit. BMW Motorrad hat den Geschmack von Freiheit für Biker eingefangen und sorgt mit dem Bavarian Engineered Beer für einen besonderen Gaumengenuss. Und das ganz ohne Umdrehungen (nur 0,5 Prozent Alkohol) – eine Rarität im Craft-Beer-Segment. Die Besucher beim Pure&Crafted Festival haben die erste Abfüllung getestet und freudig gestaunt. Wer demnächst – beispielsweise beim Glemseck 101 – in den Genuss kommen sollte: Am besten vom Fahrtwind gekühlt trinken!
Fuel for the Body.
Fuel for the Body.
Fast fühlte es sich an wie auf einem Street Food Market. An jeder Ecke des Geländes gab es Genuss auf die Hand. Hier Pulled Pork. Da Bio-Burger mit dunklem Brötchen. Dort French-Toast-Türme mit frischen Früchten, Sunny-Side-Up-Eggs mit hausgemachtem Humus, gegrillten Tomaten, Salat und knusprigem Brot sowie selbst gemachtes Granola mit Joghurt und Beeren. Die Food Trucks und liebevoll gestalteten Futterstände boten alles von Health Food bis Fast Food. Nach der Stärkung wurde dann bis tief in die Nacht weitergerockt.
Good Hair Day.
Good Hair Day.
Was darf’s denn sein: klassischer Kurzhaarschnitt, Nassrasur mit dem Messer, oder den Bart etwas in Form bringen? Das Barber-Handwerk erlebt eine Renaissance. Denn in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts gehörte der regelmäßige Besuch beim Barbier zum guten Ton im Gesellschaftsleben. Der Barber-Shop – ein Ort für Männer, wo man sich unterhalten, entspannen oder die Bärte trimmen lassen konnte. Einen Moment Ruhe und Entspannung gönnten sich die Besucher auch im Barber-Shop von Oak und Mühle beim Pure&Crafted Festival. Während sich der Barbier des Hauptes annahm, blätterte Mann im druckfrischen TURNS Magazin von BMW Motorrad. Nebenan bekamen die Damen beim Kreuzberger Double Studio einen authentischen Vintage-Look verpasst, komplett mit Hochsteckfrisur und Sixties-Make-up.